Mit Krallen so groß wie ein Grizzlybär jagt er mit aller Kraft Affen: Das ausgestorben geglaubte „Tier“ ist nach 20 Jahren zurückgekehrt.

Wissenschaftler haben einen jungen Harpyienadler fotografiert, den mächtigsten Raubvogel der Welt, der in Argentinien als ausgestorben galt und geboren wurde.
Der legendäre Harpyienadler, der seit über 20 Jahren in den Wäldern von Misiones, Argentinien, vermisst war, ist in den letzten Monaten wieder aufgetaucht und hat die Wissenschafts- und Naturschutzgemeinschaften alarmiert.
Diese historische Entdeckung wurde Ende Juli 2024 im Rahmen jahrelanger Feldforschung der Forscher Sergio Moya und Manuel Encabo gemacht. Das Team filmte eine junge, etwa zweijährige Harpyie in einem Reservat nördlich von Misiones. „Was ich durch das Fernglas sah, verschlug mir den Atem“, sagte Moya.
Die Analyse bestätigte, dass es sich bei dieser Person nicht um einen Besucher aus Brasilien handelte, sondern um ein neues Leben, das direkt auf argentinischem Boden geboren wurde.
Die Harpyie gilt als der mächtigste Raubvogel der Welt. Sie besitzt Krallen so groß wie ein Braunbär, eine beeindruckende Flügelspannweite und die Fähigkeit, große Beutetiere wie Affen und Faultiere zu jagen. Weibchen können bis zu neun Kilogramm wiegen und Beutetiere bis zur Hälfte ihres Körpergewichts tragen. Damit ist sie das Spitzenprädatortier des tropischen Regenwaldes.
Trotz ihrer Majestät ist das Überleben der Harpyie in großer Gefahr. Die Weltnaturschutzunion (IUCN) stuft die Art als potenziell gefährdet ein, und in Argentinien ist ihre Lage sogar noch kritischer.
Die Hauptbedrohungen für die Art sind:
Abholzung: Die Zerstörung von Lebensräumen durch Landwirtschaft und Holzeinschlag.
Wilderei: Jagd aus Aberglauben oder aufgrund der Größe der Tiere als Bedrohung für das Vieh.
Langsame Fortpflanzung: Sie bringen nur alle zwei bis drei Jahre einen Nachwuchs hervor, was es für die Population äußerst schwierig macht, sich zu erholen.
Das Auftauchen dieses jungen Adlerweibchens wirft für Wissenschaftler komplexe Fragen auf: Gibt es in der Gegend noch weitere Exemplare? Kann sich im Land wieder eine stabile Population etablieren? Oder ist dies der letzte Schimmer eines verschwindenden Ökosystems?
Lokale Naturschutzorganisationen wie die Caburé-í-Stiftung haben ihre Überwachungsbemühungen in dem Gebiet intensiviert. Der Schutz des Misiones-Regenwalds ist nicht nur für Argentiniens Artenvielfalt von entscheidender Bedeutung, sondern auch für die letzte Hoffnung einer legendären Art wie der Harpyie. Diese Entdeckung hat aus einer Geschichte des Aussterbens vorerst eine Geschichte des Widerstands gemacht.
SÖZCÜ